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Chronischer Botulismus
Wir, dieTierärztinnen und Tierärzte, äußern unsere große Besorgnis über die Zunahme von
Clostridium botulinum-Toxikosen in der deutschen Milchviehhaltung. Diese durch
Stoffwechselprodukte (Toxine) von bestimmten Clostridien (bes. Clostridium botulinum,
aber auch Stämme von C. butyricum und C. baratii), verursachten Erkrankungen nehmen in
Deutschland nachweisbar insbesondere inden hochleistenden Milchviehbetrieben an
Bedeutung zu. Erste Meldungen bestätigen auch Kontaminationen mit diesen Erregern im
Schweinebereich. Clostridien sind anaerobe, sporenbildende Bakterien, die ihr Habitat im
Boden, in Schlämmen, im Intestinaltrakt von Menschen und Tieren, in und auf Insekten,
Würmern sowie in und auf Pflanzen haben. Es handelt sich um eine sehralte
Mikroorganismengruppe (rund 3,4 Mrd. Jahre alt), die aufgrund ihrerstoffwechselinaktiven
Überlebensform (Sporen) sehr lange (Jahrzehnte, Jahrhunderte) lebensfähig bleiben und bei
passender Gelegenheit wieder auskeimen und ihr krankmachendes Potential mittels
Toxinbildung entfalten können. Die Globalisierung der menschlichen Lebensweise
(Tierhandel, Futtermittelhandel, Lebensmittelhandel) und Tourismus führen zu einer
weltweiten Verbreitung der Clostridien, so dass bisherige geospezifische Unterschiede mehr
und mehr verwischt werden. Dagegen ist die Bedeutung bisheriger natürlicher
Übertragungen z.B. durch Staubstürme oder Zugvögel zu vernachlässigen. Unter den
Bedingungen der modernen Landwirtschaft fallen größere Mengen an Fäkalien in Form von
Mist und Gülle an. Diese werden normalerweise direkt durch Ausbringung auf
landwirtschaftliche Nutzflächen (Düngung) genutzt . Durch das Ausbringen dieser auf
Grünfutterflächen und Äckern wird der meist zu Silagen verarbeitete Grünschnitt entweder
direkt durch an den Gräsern haftende Bakterien (Biofilm) oder durch Einbringen von
Bodenbestandteilen in das Siliergut mit den Clostridien kontaminiert und gelangt so in das
Tierfutter. Dieser Prozess der permanenten Kontamination der pathogenen Clostridien (über
die Grünfutter, wie z.B. Silagen) mit der Herde verläuft meist über 2-3 Jahre. Der Landwirt
sieht sehr unspezifische klinische Bilder. Registriert wird in erster Linie der Leistungsabfall
einzelner Tiere, bzw. der Herde. In den Beständen schaukelt sich das Erkrankungsgeschehen
auf. Immer mehr Clostridien gelangen in den Tierkörper und können sich hier auch
vermehren und das Botulinumtoxin mehr oder weniger produzieren. Natürlich steigt auch
die Erregerkonzentration im Umfeld der Tiere mehr und mehr. Sind bestimmte Grenzwerte
erreicht, wird das klinische Bild des chronischen Botulismus mit Paresen (Lähmungen) etc.
sichtbar.